Samstag, 24. September 2011

DAS SCHLAFVIDEO (Geschichte,1.Teil)

Paul war sich nicht ganz im klaren darüber, was genau er von der Aktion eigentlich erwartete. Er mußte über sich selber schmunzeln, als er die letzten Einstellungen an der Videokamera vornahm. Er hatte sie auf einem Stativ so ausgerichtet, daß ihr Objektiv genau sein Bett erfasste. Er verband noch die Kamera mit dem Festplattenrecorder und ging dann ins Bad. Während er sich die Zähne putzte, kamen ihm plötzlich Zweifel, ob das, was er vorhatte, wirklich ratsam war. Sich selber beim Schlafen auf Video aufzunehmen, war das nicht etwas kindisch?, fragte er sich. Doch wie oft hatte er in der letzten Zeit diese Schmerzen und Atemnot, die aber immer wieder ausklangen, wenn er schweißgebadet aufwachte und sich im Bett aufrichtete. Immer öfter fühlte er sich morgens wie gerädert, als wäre er über Nacht auf einer Streckbank gefoltert worden. Schließlich litt schon seine Arbeitsleistung darunter und er fing an Tabletten zu nehmen. Sein Arzt hatte ihm diese Tabletten verschrieben, jedoch halfen die ihm einfach nicht. Sein Arzt machte immer wieder einen ratlosen Eindruck. Dann hatte Paul diesen Bericht über ein Schlaflabor gesehen. Und so kam er also auf die verrückte Idee, eine Nacht die Videocamera im Schlafzimmer laufen zu lassen, da er befürchtete Schlafzuwandeln oder ähnliches. Er wollte einfach wissen, ob sich während seines Schlafes eventuell irgendetwas ausergewöhnliches ereignete, das diese Symptome hervorrief. Nein, wenn er so darüber nachdachte; so kindisch war das nicht, es war schon das richtige. Am nächsten Morgen würde er mehr wissen, wenn er die Aufnahme angeschaut hätte. Er ging ins Schlafzimmer, schaltete die Kamera, die auf Nightshoot eingestellt war, sowie den Festplattenrecorder ein und warf noch einen letzten, prüfenden Blick durchs Okular. Alles stimmte, und so legte er sich ins Bett. Der Radiowecker zeigte 21:30 an. Paul zog die Decke hoch bis zum Hals und schlief auch bald darauf ein. In dieser Nacht wurde er nur einmal wach, aber wiederum schweißgebadet und mit diesen Schmerzen und der Atemnot. Für einen Moment war er versucht die Aufnahme zu stoppen und sich das bisher aufgenommene anzuschauen, doch verwarf er den Gedanken gleich wieder. Er schaute auf die Uhr: 00:42. Er ging kurz ins Bad, wechselte den Schlafanzug und trank etwas Wasser aus dem Wasserhahn. Dann ging er wieder ins Bett. Als der Radiowecker ertönte, fühlte Paul sich wieder wie gerädert. Er schaltete den Radiowecker aus, der 05:30 anzeigte und ging, wie unter Hypnose, ins Bad. Als er fertig rasiert und gewaschen war und er nach dem Frühstück gerade seine Jacke anzog, da viel ihm der Festplattenrecorder ein, den er beinahe vergessen hätte. Er ging ins Schalfzimmer und schaltete den Recorder und die Kamera aus. Dann machte er sich auf den Weg zur Arbeit. Als er nach Feierabend nach Hause kam, war er voller Neugier über den Inhalt der Nachtaufnahme. Doch er zwang sich selber zur Disziplin und machte sich zunächst etwas zu Essen. Als er gegessen und gespült hatte, machte er sich endlich daran den Festplattenrecorder ins Wohnzimmer zu bringen und ihn am TV-Gerät anzuschließen. Gerade als er einschalten wollte, klingelte das Telefon. Es war Uschi; seine Arbeitskollegin. "Hi! Ich wollte nur mal fragen, ob Du heute Abend Zeit und Lust hättest auszugehen?" "Ich weiß nicht", antwortete Paul, "Kann ich Dich in ner Stunde zurückrufen ?" "Klar", sagte Uschi, "ich bin zu Hause." "OK, dann bis später", sagte Paul. "Bis später", erwiderte Uschi, dann legten sie auf. Paul schaltete nun Fernseher und den Recorder ein. Er sah sich, wie er sich hinlegte und bald einschlief. Ziemlich unspektakulär, dachte Paul bei sich. Nach einigen Minuten wurde es ihm zu lang und er beschleunigte die Wiedergabegeschwindigkeit. Und auch im Schnelllauf, blieb die Aufnahme unspektakulär. Doch dann, als der Timecounter 00:04:08 anzeigte, tat sich was. Etwas tauchte im Bild auf, etwas das aussah wie...eine Gestalt. Paul spürte wie sich sein Rücken zusammenzog und ein kalter Schauer von ihm Besitz ergriff. Nervös und mit zitternden Fingern schaltete er den Schnellsuchlauf auf rückwärts. Bei 00:00:00 schaltete er auf Normalgeschwindigkeit. Er sah sich da liegen, und dezent konnte er sich atmen hören. Dann, bei 00:03:45, war noch etwas anderes zu hören, etwas, das sich anhörte, als wenn jemand in den letzten Zügen läge. Pauls Herz krampfte sich zusammen und schlug, wie wild. Bei 00:04:01 schälte sich eine hellgrün leuchtende Gestalt aus dem Dunkelgrün der Nightshootaufnahme. Sie tauchte aus dem Hintergrund auf und bewegte sich vom Fußende des Bettes auf das Kopfende zu. Diese Gestalt hatte die Konturen eines Menschen, doch war sie durchsichtig und statt eines Antlitzes, war da nur eine schimmernde hellgrüne Fläche. Paul merkte wie es ihm die Kehle zuschnürte. Sein Herz raste... 31.01.2009 FORTSETZUNG FOLGT
Diese Geschichte begann ich im Januar 2009 zu schreiben und postete den Anfang auf meinem alten myspace-Account, doch einige Wochen später, bevor ich weiter an ihr arbeiten konnte, wurde der Film "Paranormal activity" angekündigt, der genau das gleiche Thema zum Gegenstand hatte. Ich gab daraufhin die Komplettierung dieser Story auf, und es blieb also bei diesem ersten Teil.

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